10 Goldene Regeln

 

10 Goldene Regeln für ein gutes Barcamp

 

#1. Was aus einem Barcamp wird, bestimmen die Teilgeber*innen.

 

Das Programm eines Barcamps wird von den Menschen gemacht, die zu einem Barcamp kommen. Sie sind nicht nur Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern auch Teilgeberinnen und Teilgeber. Es gibt kein Programm, das nicht von ihnen eingebracht wird. Es gibt keine Themen, die nicht aus ihren Reihen kommen. Es gibt niemanden außer ihnen, der über die Arbeitsformen entscheidet. Das bedeutet: Wer am Abend nach einem Barcamp nach Hause geht und sagt: „Mir hat dieses und jenes Thema gefehlt.“ oder „Ich hätte gerne mehr Diskussionen geführt.“, der kann sich nicht bei Veranstaltern oder Referenten beschweren. Er muss sich an die eigene Nase fassen, denn er selbst hätte das Thema einbringen und über die Arbeitsformen entscheiden können.

 

#2. Es muss keinen Input geben. Eine Frage reicht.

 

Ausführliche PowerPoint-Vorträge sind bei einem Barcamp nicht verboten. Lange Inputs sind zwar eher untypisch, aber durchaus möglich, denn die Sessionanbieterin ist frei in der Ausgestaltung der Arbeitsform. Aber der entgegengesetzte Fall ist viel wichtiger: Um eine Session anzubieten, reicht es aus, eine Frage formulieren zu können, zu der man sich mit anderen austauschen möchte. Eine solche Ausgangssituation ist typisch für Barcamps, bei denen es um den Austausch untereinander und das Lernen voneinander geht.

 

#3. Formuliere Deinen Sessionvorschlag kurz und präzise.

 

In der Vorstellung der Sessions sind nur ein Satz zum Thema und ein Satz zur Form vorgesehen. Diese beiden Sätze wollen gut überlegt sein, denn sie bilden die Grundlage dafür, wer sich für (und gegen) die Teilnahme an der Session entscheidet. Um eine gute Session zu ermöglichen und Missverständnisse zu vermeiden, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Menschen wissen, was die Sessionanbieterin vorhat und worauf sie sich einlassen.

 

#4. Es kann so viele Sessions geben, wie Räume vorhanden sind.

 

Es gibt keine Begrenzung für die Anzahl der Sessions, die nicht durch die Rahmenbedingungen zu begründen ist. Diese Regel müsste also genauer heißen: Es kann so viele Sessions geben, wie Anzahl der Zeitslots mal Anzahl der Räume ergeben.

 

#5. Eine Session kann stattfinden, wenn sie mindestens zwei Personen interessiert.

 

Die Mindestanzahl von Interessenten für eine Session lautet zwei: die Sessionanbieterin und eine Person, die sich dafür interessiert. Allerdings darf die Sessionanbieterin selbst auch eine höhere Grenze festlegen, wenn dies beispielsweise für die Methode notwendig ist oder wenn sie den Austausch mit Einzelpersonen lieber in die Kaffeepause verlegen will.

 

#6. Eine Person kann mehrere Sessions anbieten.

 

Bei einem Barcamp ist es willkommen, dass eine Person mehrere Sessions anbietet. Theoretisch ist es möglich, so viele Sessions anzubieten, wie es Zeitslots gibt.

 

#7. Nichts auf morgen schieben!

 

Bei Barcamps, die nur einen Tag und damit nur eine Sessionplanung haben, ist diese Regel metaphorisch zu verstehen: Nicht zögern! Die Chance für Dein Thema und einen Austausch mit interessierten Menschen besteht nur hier und heute!

 

#8. Jede Session wird dokumentiert.

 

Bei einem Barcamp finden viele Sessions parallel statt, sodass man als Teilnehmer wahrscheinlich auch viele für sich interessante Angebote nicht wahrnehmen kann. Ferner interessieren sich auch Menschen für das Barcamp, die nicht vor Ort dabei sein können. Eine Dokumentation der Sessions hilft dabei, Diskussionen und Ergebnisse entweder öffentlich oder zumindest für alle Teilnehmenden festzuhalten. 

 

#9. Es ist okay, eine Session mittendrin zu verlassen.

 

Bei Barcamps gilt das Prinzip der offenen Tür. Das bedeutet: Die Tür zu Sessionräumen soll geöffnet bleiben, solange das Akustik und Luftzug erlauben. Im Gegensatz zu traditionellen Konferenzen sollen Teilnehmende bei einem Barcamp nicht bis zum Ende passiv sitzenbleiben, wenn sie nichts zur Session beizutragen haben. Es gilt also nicht als unhöflich, wenn man eine laufende Session verlässt und in eine andere Session wechselt, in der man mehr beitragen und lernen kann. Um den Wechsel in eine neue Session zu erleichtern, hilft eine offene Tür, durch die man eine Ahnung bekommen kann, was gerade passiert und ob sich eine Quereinstieg anbietet.

 

Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass alle zu den Sessions kommen sollen, wann es ihnen passt. Zu Beginn jeder Session ist es eine Frage von Höflichkeit und Respekt vor der Sessionanbieterin und anderen Teilnehmenden, dass man pünktlich vor Ort ist.

 

#10. Eine Session dauert nicht länger als 60 Minuten.

 

Auch wenn am Ende einer Session häufig noch interessante Themen oder spannende Diskussionen unabgeschlossen bleiben, sind dennoch alle Beteiligten aufgerufen, eine Session nach 45 Minuten zu beenden. Das gebietet die Rücksicht auf diejenigen Teilnehmenden, die gerne den Raum verlassen, oder Sessionanbieterinnen, die den Raum für eine nächste Session vorbereiten wollen. In einer entsprechenden Situation sollte kurz vor Ende der 60 Minuten thematisiert werden, ob Interessierte ihre Diskussion zu einem Kaffee verlagern oder eine andere Form der Fortsetzung vereinbaren.

 

 

 

Die obigen Texte stammen – leicht verändert und gekürzt - aus dem Buch „Barcamps & Co. Peer to Peer-Methoden für Fortbildungen“ von Jöran Muuß-Merholz. Alle aufbereiteten Materialien stammen aus dem Projekt #OERcamp (2018) und stehen unter der Lizenz CC BY 4.0. Weitere Informationen finden sich hier: https://www.selbstlernen.net/