Haiti ist in der Vorstellung der Europäer*innen ein Bild des Elends, der nicht enden wollenden Katastrophen, eines schwarzen Volkes, das 200 Jahre nach seiner Unabhängigkeit nicht in der Lage ist, sich selbst zu verwalten. Wo Gangs den Staat übernommen haben und das nur dank humanitärer Hilfe am Leben erhalten werden kann.
Die Geschichte dieses Landes sollte jedoch allen Europäer*innen vermittelt werden:
Während des 15. und 16. Jahrshunderts haben die europäischen Kolonisatoren auf diesem Teil der Insel ein Volk ausgerottet, das dort seit Jahrhunderten friedlich mit seiner eigenen Kultur und Sprache gelebt hatte. An ihre Stelle trat eine europäische Gesellschaft, deren Hauptziel es war, sich um jeden Preis zu bereichern, und die auf der Ausbeutung von Menschen durch Menschen basierte und zur Versklavung von Millionen Afrikaner*innen führte.
Zwischen diesen beiden Gruppen, die zusammen die Gesellschaft bildeten, entstand eine dritte Gruppe, die Töchter und Söhne von Europäern und versklavten Afrikanerinnen.
Diese in Europa nicht erzählte Geschichte ist, die von versklavten Afrikaner*innen und in die in die Sklaverei geborenen Farbigen, die das System der Sklaverei stürzen und mit der haitanischen Revolution ihre Unabhängigkeit erreichen.
Seit diesem Datum 1803 hat Haiti nie Frieden gekannt. Die Bourgeoisie aus der Klasse der Farbigen, die von den französischen Kolonialherren abstammten, und die hohen Ränge der Armee ernannten und stürzten die Regierungen. Da die imperialistischen Mächte, England, Frankreich, Deutschland und der Vereinigten Staaten ihre Besitzansprüche nicht friedlich aufgegeben haben. Ihre gnadenlose Einmischung im 19., 20. und 21. Jahrhunderts prägt die Geschichte des Landes bis heute. Weder die Ermordung von Präsident Jovenel Moise noch die Gangs lassen sich ohne sie erklären.
Referent: Richard Haspil