Gefühlt hat jeder eine Meinung. Aber sagen darf man nix! #socialmedia und #betroffenheit
Heute habe ich diesen Text einer Bloggerin gelesen. Eine sehr reflektierte, vermutlich nachhaltig lebende, liebevoll fürsorgliche Mutter, die versucht ziemlich viel "richtig" zu machen. Und zu sagen. Dass das zusehends schwieriger wird und schlechter zu gelingen scheint, macht nachdenklich. Was darf man noch sagen? Wie betroffen muss man selbst sein? Wie schlimm muss man dran sein, um Sorgen zu äußern?
Wann ist es noch Jammern auf hohem Niveau und wann verletzt man wirklich anderer Befindlichkeiten?
Wie wirkt sich die Empörungsmaschine Social Media auf unser Miteinander aus? Werden wir immer empfindlicher, eben weil im Netz der schlechten Laune aller ihren freien Lauf gelassen werden kann?
Dazu der genannte Textbeitrag:
"S I L E N C E ☆ Wie schwer kann es mir fallen, die richtigen Worte zu finden? Hier überhaupt etwas zu schreiben, in einer Zeit, in der es gefühlt eine Unzahl an Themen gibt, die (mir) wichtig sind?
„Du darfst dich nicht äußern, wenn du nicht betroffen bist. Du bist privilegiert, das darfst du nie vergessen. Du hast keine Ahnung, wie es ist, sich so zu fühlen, weil das auf dich nicht zutrifft.“
Wisst ihr, wie oft meine innere Stimme mir das zuraunt? Wie oft ich fühle, dass ich lieber die Klappe halten sollte, weil ich nur über oder für andere sprechen könnte, von denen ich nicht mal weiß, ob sie das wollen würden? Wie oft ich Nachrichten kriege, die mir mehr oder eher weniger freundlich die Botschaft übermitteln, ich sei zu privilegiert oder zu wenig betroffen, um mich äußern zu dürfen? Wie sehr mich das verstummen lässt in so vielen Aspekten?
Und es ist fast egal, um was es geht: Klimawandel? Dazu darf man nix sagen, wenn man Avocados isst. Umweltschutz? Klappe halten, wenn man sein Spüli noch nicht selbst herstellt. Feminismus? Ha, du bist die Stay-at-home-Mom, halt den Rand! BLM? Egal, wie viele Podcasts von BIPOC du hörst, wie viele Artikel dazu du teilst, wie viele Bücher zum Thema du liest, du bist kein echter Ally, wenn du die Demo verpasst hast. Behinderung? Du hast ja nicht mal alle deine Storyschnipsel untertitelt. Und zum Thema Migration bin ich nicht glaubwürdig genug, obschon es mich selbst betrifft, da greift nämlich die andere Privilegiertenkeule: ich bin ein Akademiker*innenkind und schon von daher raus aus jedem Gespräch über „authentisches“ Migrant*innen-Dasein. Der Gipfel aller Vorwürfe ist allerdings der, dass ich, weil ich als Kind geliebt wurde, über die komplizierten Aspekte von Eltern-Kinder-Liebe nichts weiß und mich daher auch dazu nicht glaubwürdig äußern kann.
So. Und da ich weder Rabattcodes noch Nerv auf Blabla habe, herrscht hier Stille. Und jetzt? Was würdet ihr hier gerne wieder lesen? #warumseidihrhier #dankefürnixsocialmedia"
(Quelle: @berlinmittemom, Bloggerin)
In den Kommentaren gab es viele wohlwollende Stimmen! Und allein zwei Mal viel der Begriff "Resilienz" als Empfehlung, um besser mit Meinungen anderer umgehen zu lernen. Es zeigt, wie wichtig es ist, sich emotional zu stärken und innerlich zu wappnen, um mit den exponentiell steigenden Eindrücken in der Welt gut umgehen zu können.
Abgesehen davon bin ich gespannt, wie dieses Thema allgemein wahrgenommen wird. Jede Meinung ist willkommen! ;-)