Transformativ Forschen im Reallabor
Heutige Gesellschaften sind mit großen Herausforderungen konfrontiert. Diese reichen von Klimawandel über landschaftliche und ökologische Veränderungen bis hin zu Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Zunehmend wird klar, dass die Erfahrungen, das Wissen und die Visionen einer Vielzahl von Akteuren erforderlich sind, um diesen Herausforderungen begegnen zu können. Daran schließen Reallabore als ein transdisziplinäres Forschungsformat an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft an. Transdisziplinär bedeutet, dass Personen aus verschiedenen Bereichen - wie Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft - gemeinsam an gesellschaftlich relevanten Problemen forschen, voneinander lernen und zu deren Lösung beitragen.
Im Rahmen eines Reallabors wird eine bestimmter Ort zu einem Experimentierfeld, in dem die Beteiligten Problemstellungen untersuchen, Wissen austauschen und Maßnahmen erproben. Neben wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen praxisrelevantes Wissen und konkrete Lösungen entstehen, um die Betroffenen zu unterstützen. Ein Reallabor ist zunächst ergebnisoffen, die Problembeschreibung, Ziel und Fragestellung werden an die spezifischen Bedingungen vor Ort angepasst und gemeinsam entwickelt.
Ein solches Forschen kann die Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft verändern, zu mehr Selbstreflexion auffordern und das "Recht auf Forschung" über die Wissenschaft hinaus ausdehnen. Eine entscheidende Frage dabei ist, wie wir mit den Unterschieden im Wissen, Handeln und Sein umgehen und wie wir Machtungleichheiten im Prozess aufgreifen können.
Fragen die aufgegriffen werden sollen: Wie können alle Beteiligten zu Forscher*innen und damit Protagonist*innen des Prozesses werden? Wie können die Differenzen der Beteiligten fruchtbar gemacht werden? Wie kann vermieden werden, dass neue Formate lediglich der Legitimation bestehender Prozesse dienen (Planung, wissenschaftliche Projekte)? Wie können Betroffene das 'Wesentliche‘ im Prozess selbst mitbestimmen? Wie können wir in und mit Prozessen lernen ("reinvention of democracy")?