Der Herbst 89 - Thema der politischen Jugendbildung?
by Stefan Nadolny
Anlässlich des 30. Jahrestages der Deutschen Einheit gibt es vermehrt den Wunsch nach einer kritischen Reflektion der erinnerungskulturellen Diskurse dazu. Es wird angemerkt, dass wichtige Perspektiven in den öffentlichen Narrationen zur Deutschen Einheit fehlen und ergänzt werden sollten. Am Beispiel des Herbst 89 soll in der Session zu den damit verbundenen Fragen für die politische Bildung nachgegangen werden.
Mit dem Herbst 89 wird eine kurze Phase der Ereignisse, die zum Ende der DDR beitrugen und ein damit verbundenes Akteursspektrum des organisierten Kerns der BürgerInnenbewegung bezeichnet. Diesen ist der Sturz der Regierung, die Öffnung der Mauer, die Schaffung von basisdemokratischen Gremien der Selbstverwaltung (Runde Tische) etc. zu verdanken. Sie wollten politische, rechtliche und wirtschaftliche Reformen und waren durch Zukunftserwartungen motiviert. Eine Zeitlang schlossen sich breite Bevölkerungsteile durch Protest auf der Straße an und gaben der Herbst89-Opposition und deren Forderungen Gewicht. Alles schien in der kurzen Zeit möglich und machbar. Mit der ‚Wende in der Wende‘ setzten sich andere Akteure und ihr Ziel der Deutschen Einheit durch Übernahme des institutionellen und rechtlichen Rahmens der BRD per Anschluss durch. Die Ziele und Akteure des Herbst89 gerieten an den Rand der Transformationsprozesse und werden heute in den Basiserzählungen der Deutschen Einheit weitestgehend ausgespart bzw. untergeordnet, obwohl die Ziele und Forderungen des Herbst 89 nach sozial-ökologischem Umbau, Recht auf Mobilität, Demokratisierung aller gesellschaftlichen Bereiche, Recht und Schutz der Privatsphäre etc. weiterhin aktuell sind.
In der Session wird ein methodische-didaktisch Bildungskonzept für die politische Jugendbildung zum Herbst 89 vorgestellt. Die bei der Entwicklung entstandenen pädagogischen Fragen werden transparent gemacht und zur Diskussion gestellt.